Mein Zimmer, mein Haus - meine Kirche!

Veröffentlicht auf von Benjamin Weber

Gestern abend war ich mit Reka und Sofia bei einer kleinen Einweihungsfeier, denn eine Bekannte von Reka (Leona) ist umgezogen. OK, ist ja soweit nichts besonderes, Leute ziehen eben irgendwo aus und dann irgendwo ein. Aber was ich gestern gesehen habe war wirklich unglaublich: Leona wohnt mitten in der Maastrichter Innenstadt in einem 30m2 Zimmer (zusammen mit einer Freundin, die ein eben so geräumiges Zimmer hat) mit einer genauso grossen Küche. Zusätzlich hat sie aber ungelogen das komplette Haus (!) zur Verfügung, d.h. weitere 3 Stockwerke plus Dachboden. In den oberen Etagen darf sie zwar keine Moebel reinstellen, jedoch sind beispielsweise Partys nach Absprache mit der Vermietung möglich.

Nachdem sie uns nun gestern das Haus gezeigt hatte, fragte sie, ob wir nochmal rüber in die Kapelle gehen wollten. Denn nicht nur, dass sie das ganze Haus zur Verfügung haben. Nein, es gibt auch noch einen geschätzte 100m2 grossen Innenhof, von dem man in eine Kirche kommt. Und auch diese kann von den beiden Mädels genutzt werden. Die Kirche ist mindestens gross genug, um dort Fussball zu spielen. Und das meine ich wörtlich. Leider war ich so verdattert, von diesen unglaublichen Ausmassen, dass ich vergessen habe Fotos zu machen. Wir aber beim nächsten Besuch nachgeholt. Achso, die beiden Damen zahlen jeweils gerade einmal 175,- Euro!!!

Jetzt sehe ich schon die fragenden Gesichter: "175,- Euro für all das, der hat sich doch verhoert!" Nein hat er nicht, denn dieses Haus wird von eine sogenannten Anti-Kraak-Firma verwaltet. In den Niederlanden gibt es ein Gesetz, dass es erlaubt ein Haus, welches länger, als ein Jahr leer steht, quasi zu besetzen (Punkt 1). Ohne Miete an den Besitzer zahlen zu müssen. Damit soll dem Widerspruch von ungenutztem Wohnraum auf der einen Seite und gleichzeitiger Wohnraumknappheit & Obdachlosigkeit auf der anderen Seite entgegengewirkt werden. Hiermit sind die Inhaber solcher leer stehenden Gebäude verständlicherweise nur mässig zufrieden. Ausserdem leidet die Substanz eines so lange leer stehenden Hauses immens (Punkt 2).

Aus diesen beiden Gründen, gibt es Unternehmen, die diese leer stehenden Häuser zu extrem niedrigen Preisen vermieten, damit sich überhaupt jemand in diesem Haus aufhält. Damit ist nämlich die Gefahr von unerwünschten Besetzern (siehe Punkt 1) und von eventuellen Gebäudeschäden durch Nichtnutzung (siehe Punkt 2) gebannt. Man holt sich quasi Aufpasser ins Haus.

Das Ganze hat jedoch einen Nachteil für die Aufpasser. Mitarbeiter der Vermittlungsfirma können beinahe jederzeit in die Räumlichkeiten kommen, um nach dem Rechten zu sehen. Ausserdem müssen die Gebäude nach Ankündigung innerhalb von maximal zwei Wochen geräumt werden. Trotzdem eine super Sache, wie ich finde.

Veröffentlicht in Aufgefallen

Um über die neuesten Artikel informiert zu werden, abonnieren:
Kommentiere diesen Post
M
Na das ist ja mal ne lustige Geschichte. Aber noch ein Tipp für dich: Schau dich doch mal nach wirklich leer stehenden Häusern um und besetze du eins! Kostet dann ja wohl gar keine Miete! In Lübeck bzw. Stodo würden mir gleich welche einfallen. In München gibts glaube ich kein einziges leer stehendes Haus...
Antworten
B
<br /> Hm, da muss ich nur eins finden, das laenger als ein Jahr leer steht. Und damit es sowas eben nicht gibt, kuemmern sich die Anti-Kraak-Firmen darum. Und ich bin ja auch sehr zufrieden in meiner<br /> WG.<br /> Meistens handelt es sich auch nicht um eigentliche Wohnhaeuser, sondern z.B. Buerogebaeude, von Firmen, die dafuer momentan "keine Verwendung" haben.<br /> <br /> <br />