Esskultur?

Veröffentlicht auf von Benjamin Weber

Warum habe ich bis heute eigentlich noch nichts über die niederländische Küche geschrieben? Keine Ahnung, aber jetzt hole ich das mal nach.

Zugegeben, ich habe während meiner Zeit hier nicht viel Kontakt zur einheimischen Küche gehabt. Aber die wenigen Erfahrungen reichen mir ehrlich gesagt auch!

Fangen wir mal mit einer ganz trivialen Sache an: Brot. Ich konnte bisher nur schwer die Leute verstehen, denen bei längeren Auslandsaufenthalten das "gute deutsche Brot" fehlt. Das hat sich geändert. Wenn man hier Brot kauft, ist man zuerst von der Vielfalt überrascht. Wirklich, es gibt sehr viele verschiedene Brotsorten. Da sollte doch wohl Brot für jeden dabei sein. Aber nix is. Das Brot in den Niederlanden hat tendenziell soviel Luft, wie ein prall aufgepusteter Luftballon. Einige würden das fluffig nennen. Ich weiss ehrlich gesagt nicht, wie ich das nennen soll. Mit ein wenig Druck auf das Brot, kann man das meistens auf knappe 10% des Ursprungsvolumens zusammenstauchen. Danach kommt es stets in seine Ursprungsform zurück. Und eins wird man von diesem Brot nicht: Satt.

Eine weitere sehr merkwürdige Sache machen die hier mit Schokostreuseln. Normalerweise bestreuen wir damit Kuchen oder so. Hier werden Schokostreusel (es gibt auch so bunte Fruchtstreusel) auf's Brot gestreut. Obwohl es auch normale Schokokrem gibt. Komisch.

Dann kommen wir mal zu den etwas deftigeren Sachen. Das wahrscheinlich meisteingesetzte Küchengerät in den Niederlanden ist die Friteuse. Es wird alles fritiert. Homer Simpson würde sich im Himmel wähnen, würde er hier leben. Ich bin nicht Homer Simpson, mag trotzdem fritierte Sachen. Aber bitte nicht alles!

Am Freitag abend, als ich mit Heiko unterwegs war, bestellte ich mir in einer Kneipe einen kleinen Snack - genannt "Bitter Ballen". Der Name klang nicht gut, aber der Kellner beschrieb es mir wie folgt:

"So eine Art Fleischbällchen, paniert und fritiert. Aber keine richtigen Fleischbällchen, sonder eher so eine Art Ragout."

Klingt wiederum nicht so schlimm, wie der Name es vermuten liess. Eigentlich ganz lecker, wie ich fand. Ich wurde eines besseren belehrt. Der Hunger trieb vier Stück hinein, aber das war's auch. Widerlich! Wenn man da raufbiss, ergoss sich das "Ragout" (pah! Ekelschleim! Nasenekel! Nix da Fleisch oder Ragout!) in den Mund und das war nicht schön.

Ich habe hier ein Mädel kennengelernt, die arbeitet nebenbei in einer kleinen Imbissbude, wo es nur fritierte Sachen gibt. Als ich ihr von den lecker Bitter Ballen erzählte, lachte sie nur und fragte mich, ob ich Kroketten kennen würde.

"Klar kenn' ich Kroketten", antwortete ich.

Aber die verstehen hier was anderes, als die Deutschen. Bei uns sind die aus Kartoffeln gemacht (oder?). Hier aus Fleisch. Aus allem, was in keine andere Wurst rein passt. Oder nicht rein darf. Im wahrsten Sinne des Wortes "Arschloch und Gehirn". Plus Knochenreste etc. pepe. Man kann es sich kaum vorstellen, aber da fahren die Niederländer total drauf ab! Und das Schlimme ist: Ich glaube, die wissen, was da drin ist!

Weiter: Pommes! Mag ich gerne. Aber hier muss man aufpassen. Denn die Niederländer essen nicht einfach mal "Pommes Schranke". Nee, hier werden die Pommes in Unmengen Ketchup & Mayonaise geradezu ertränkt. Und am liebsten dann noch mit kiloweise Zwiebeln oben drauf. Das nennt sich dann "Patat oorlog". Oorlog heisst übrigens Krieg. Und ich glaube diese Art Pommes zu verschandeln könnte in der Tat Kriege verursachen. Geschmackskriege.

Der Käse, der ist gut.

Veröffentlicht in Eigenheiten

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K
Schokostreusel - Hagelslag. Alleine der Name ist doch schon wieder lustig.<br /> Und der Goulaschkroquet (wie immer geschrieben) war dann doch nicht so schlimm. Vielleicht waren die Bitter Ballen noch nicht lang genug in der Friteuse gewesen. ;-)<br /> Auf die deutsche Küche mit wenig Friteusegebrauch. ;-)
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M
Also vor den Patas mit Zwiebeln warnt ja schon Wikipedia. Hast du die noch nicht geschlechtsreifen Heringe schon probiert :-)<br /> aus Wiki:<br /> Niederländische Küche<br /> Hauptartikel: niederländische Küche <br /> Ursprünglich unterscheidet sich die niederländische Küche nicht sehr von der deutschen, in der auch Kartoffeln, Sauerkraut und Würste eine große Rolle spielen (zum Beispiel im stamppot). Am bekanntesten sind 'frieten' oder 'patat', niederl. für Pommes Frites mit verschiedenen Saucen, wobei die wohl bekannteste Kombination aus Mayonnaise und Erdnussoße (mit Zwiebeln) besteht, die 'patatje oorlog'. Andere Spezialitäten sind Gouda-Kaas und Hollandse Nieuwe; bei diesen Matjes handelt es sich um junge, noch nicht geschlechtsreife Heringe. Durch die Vergangenheit als Seemacht kamen allerdings auch kulinarische Einflüsse aus den ehemaligen Kolonien ins Land, wie zum Beispiel der Nasibal oder Bamibal. Dabei handelt es sich um Nasi- oder Bami-Goreng in Frikadellenform.<br /> <br /> Aber ehrlich gesagt, finde ich es ein klasse Idee zu Pommes Zwiebeln dazu zu tun! Sehr lecker! ich verstrete allerdings sowieso die meineung, dass man zwiebln und Knoblauch zu fast allem drauf machen kann/sollte! und schlön scharf sollte es natürlich sein!<br /> Lange lebe mein Lieblingsgewürz der Feuerstreuer ! (Kann ich jedem nur empfehlen!)<br /> http://www.pepperworldhotshop.de/feuerstreuer-habanero-extrem.html<br /> Übrigens: Brot mit Butter und darauf Schokostreusel esse ich auch gerne zum Frühstück (auch ohne Feuerstreuer und zwiebeln).
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B
<br /> <br /> Nee, die "Hollandse Nieuwe" hab ich noch nich probiert. Aber warum unbedingt nicht geschlechtsreife Heringe? Muss ich vielleicht tatsächlich mal versuchen.<br /> <br /> <br /> Da meine Geschmacksnerven noch einigermassen intakt sind, kommt mein Essen auch ohne die extremsportartige Schärfe aus ;-) Und prinzipiell sind ja Zwiebeln, Ketchup & Majo OK bei den Pommes.<br /> Aber die Mengen (!) die hier da rauf gekippt werden!<br /> <br /> <br /> Und sei doch ehrlich. Du hast doch sicherlich auch schon Schokostreusel mit Feuerstreuer & Zwiebeln probiert. Gib's zu!<br /> <br /> <br /> <br />